Hannes Malte Mahler

The Work

  • Hannes Malte Mahler in seinem Atelier, Hannover 2012, Foto: Birgit Streicher

    ​Sein ungebremster Schaffensdrang und wacher Geist führte Hannes Malte Mahler zu immer neuen künstlerischen Ausdrucksformen. Er war stets auf der Suche nach Schnittstellen und möglichen Transformationen seines Wirkens.

    Das Spektrum seines künstlerischen Schaffens reichte von den klassischen Mitteln der Bilderzeugung, wie Malerei und Zeichnung, über digitale Zeichnungen und Clips, Fotografie, Installationen aus Styrodur bis hin zur performativen Schießerei beim alljährlichen Glitterballshooting und vieles mehr. Seine Kunst zeichnet oft ein immanentes Augenzwinkern, bissige Ironie, prägnante Schlussfolgerungen und mahlerischer Scharfsinn aus.

    Die Themen in Hannes Malte Mahlers Werk sind so vielfältig, wie der Künstler selbst wandlungsfähig war: Sie reichen von verborgenen Werten, über missratene Märchen und mittelmäßige Helden, Rummel und Berge, Revolutionen und Verhängnisse, Transformationen und Linearität, Welträume und Endlosschleifen, Teleportationen und verstörende Phänomene, singende Zellen und weiche Wolken, Junk-Bonds und Nadelstreifen-Vorhänge über verspielte Versprechungen und unzähliges mehr.

    Blick in das Werkverzeichnis

    (im Werden)

    Malerei

    Während Hannes Malte Mahlers frühe Malereien häufig auf den unterschiedlichsten Malgründen wie Fundstücken vom Sperrmüll - ganzen Tischplatten oder Türen kleiner Kommoden oder auch Stickbildern oder alten Ölbildern, die er übermalte - entstanden, benutzte er später Leinwände, grundiert oder wie für die Serie der „Mittelmäßigen Superhelden“ oder auch für viele Bilder aus der Serie „Missratene Märchen“ ungrundiert.

    Bei seinen Malereien finden wir die kapitalismuskritischen Junkbonds und Nadelstreifen, neben „Unwon Animals“ vom „Rummel“. Die „Memory Sacks“ verweisen uns vielleicht auch auf das Gewicht unserer Vergangenheit, das die Protagonisten auf Mahlers Bildern in schweren Säcken mit sich herumschleppen. Farbenfrohe „Sprengpunkte & Haftpunkte“ stimmen uns heiter und die „Spooks“ sind nicht wirklich zum Fürchten. Weiche Wolken finden sich bei Mahler nicht nur im Himmel oder im Weltraum, durch den er einen einsamen Astronauten schweben läßt, während das Kind im Astronautenanzug auf einer Schaukel durchs All schwingt.

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    Hannes Malte Mahler, Bildfindungsintensivstation, 2012, Foto: Birgit Streicher

    Zeichnung

    Auch wenn Hannes Malte Mahler ein Universalkünstler war, der vielerlei Techniken beherrschte, war er doch in erster Linie ein begnadeter Zeichner. 

    Seit 2002 entstand die Serie „daily performance“. Als Vorlage dienten Mahler dabei Dias aus dem familiären Umfeld. Auf den Papierarbeiten performen die Protagonisten in Alltagssituationen, aber doch dem Alltag und ihrer Umgebung enthoben. Mahler stellt die Personen frei, indem er sie, gezeichnet und anschließend farbig aquarelliert, vor einem Weißraum oder auf weißem Grund agieren läßt.

    Bei der Serie „Generic Models“ kombiniert Mahler Zeichnung und Text zu witzig ironischen oder auch bissig prägnanten Bildern.

    Bei Mahlers Drawing on Demand Performances entstanden Zeichnungen für die beteiligten Besucherinnen und Besucher nach deren Wünschen und doch ganz individuell und zum Teil recht eigenwillig vom Künstler interpretiert und umgesetzt.

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    Hannes Malte Mahler, Ohne Titel (aus der Serie „daily performance“), 2006, Foto: Birgit Streicher

    Quisquilien

    Unter Quisquilien versteht man Belanglosigkeiten, Nichtigkeiten, Marginalien, Nebensächlichkeiten oder einfach nur Unwichtiges. Hannes Malte Mahlers Quisquilien sind im Gegensatz zu den von ihm autorisierten und für das Werkverzeichnis vorgesehenen Werken oft spontan entstandene kleine Arbeiten und Kritzeleien. Im Zuge der 2019 gezeigten Ausstellung „Hannes Malte Mahler. Aus gegebenem Anlass. Quisquilien und Kram“ haben wir uns entschieden die Quisquilien als eigene Kategorie in das Werkverzeichnis mit aufzunehmen. 

    Die kleinen Zeichnungen und Objekte entstanden als Gastgeschenke oder Mitbringsel zu Geburtstagsfesten, Abendessen oder Teeeinladungen. Zu besonderen Anlässen oder als Kommentar zu gemeinsamen Gesprächen oder Erlebnissen wie zum Beispiel Reisen oder Ausstellungsbesuchen. Sie entstanden auch einfach nur so - mal mit mal ohne Signatur. In den Quisquilien spiegelt sich ebenso wie in den „großen“ Werken Hannes Malte Mahlers Witz, seine scharfe Beobachtungsgabe und sein subtiler Humor sowie seine unerschöpfliche Ideenvielfalt, seine Geistesblitze und ungewöhnlichen Assoziationen. Mittels dieser kommentierte Mahler das Alltagsleben seiner Freunde und Weggefährtinnen und machte diesen diese Kleinstwerke zum Geschenk.

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    Hannes Malte Mahler, Rohde Reiher, 2001(?), Privatbesitz, Foto: Birgit Streicher

    Objekte

    Objekte hat Hannes Malte Mahler besonders im Rahmen seines Frühwerkes geschaffen. In den frühen 1990er Jahren verwendete er auch für seine Bilder häufig Fundstücke vom Sperrmüll als Malgrund. Fundstücke ließ er zum Teil auch Kunst werden, in dem er kleine (und auch größere) Objekte daraus machte. Sehr häufig sind diese Objekte eher Nebenprodukte Mahlers Kunstschaffens und finden sich in Form von Quisquilien wieder. 

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    Hannes Malte Mahler, Kunst Nothammer, nicht datiert, Privatbesitz, Foto: Birgit Streicher

    Druckgrafik

    In der Kategorie Druckgrafik findet man bei Hannes Malte Mahler fast ausschließlich Siebdrucke. Noch zu Zeiten seines Studiums an der Hochschule für bildende Künste in Braunschweig entstanden viele Siebdrucke, da Mahler die dortige Werkstatt für Siebdruck nutzen konnte und dies auch gern und ausführlich tat. Ähnlich wie in seiner Malerei benutzte er als Bildträger, „was ihm unter die Finger kam“. Da wurde nicht nur auf Papier gedruckt, sondern auf die Einlegeböden von Industrieregalen aus Metall, auf Sperrholz oder Plexiglasscheiben. Als Motiv nahm Mahler zum Teil ebenfalls Fundstücke aus dem Alltag wie ein Unterhemd aus Netzstoff, ein rundes Häkeldeckchen oder ein Einkaufsnetz. Daneben wählte er gern Landschaftsmotive vom Lande, wo er damals mit Freunden und Freundinnen auf einem Resthof lebte und arbeitete, als Motive für seine großformatigen Siebdrucke. Unter den Siebdrucken ist die 1996 entstandene Serie „SUPPE“ mit 20 Bildern besonders hervorzuheben. Sie zeigte Mahler in einer Ausstellung auf dem Hof in Evern bei Hannover 1996 und der feinkunst Verein stellte die Bilder 2023 erneut aus.

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    Hannes Malte Mahler, Suppe XVIII (aus der Serie „SUPPE“), 1996, Foto: Birgit Streicher