glitterballshooting

22. Dezember 2006 ab 19 Uhr
Neues Museum Weserburg Bremen

2 Tage vor Heiligabend, wenn der Vorweihnachtswahn seinen Höhepunkt erreicht, brauchen die Menschen Ruhe und Rast.

Oder sportliche Betätigung und reichlich Punsch.

glitterballshooting bremen 2006

Am 22.12. wird ab 19 Uhr das Feuer auf einen festlich dekorierten Weihnachtsbaum eröffnet. (Luftgewehr)

Ziele sind die glitzernden Kugeln.
Punsch und Suppe werden angeboten.

www.glitterballshooting.com

Neues Museum Weserburg Bremen
private domain confessional Teerhof 20, 28199 Bremen,
Telefon: 0049-(0)421-59 83 9-0
Fax: 0049-(0)421-50 52 47
www.nmwb.de


Hannes Malte Mahlers
glitterballshooting


Zwei Tage vor Heiligabend, wenn der Vorweihnachtswahn seinen Höhepunkt erreicht,
brauchen die Menschen Ruhe und Rast.

Oder sportliche Betätigung.

Am 22. Dezember 2006 wird ab 19 Uhr das Feuer auf einen
festlich dekorierten Tannenbaum eröffnet (Luftgewehr).

Ziele sind glitzernde Kugeln.

Punsch und Suppe werden angeboten.

Mit diesem Text lädt Hannes Malte Mahler zu seinem alljährlichen glitterballshooting ein. Beim glitterballshooting wird auf Glaskugeln geschossen, die an einer Tanne hängen.

Die interaktive, performative Installation wirft regelmäßig Fragen auf. Dabei hat sich ein grundlegendes Mißverständnis der Aktion als besonders hartnäckig erwiesen, die Annahme nämlich, hier werde eine besonders perfide Attacke auf ein Fest der christlichen Religion geritten. Das Gegenteil wäre wohl eher zutreffend. Denn bei Baum und Kugeln, die hier das Ziel der Schützen sind, handelt es sich schlicht um Dekorationsartikel, die mit dem christlichen Kern des Weihnachtsfestes nichts zu tun haben. Sie stehen eher als Symbol für all das, was sich im Zuge der Kommerzialisierung des Festes der religiösen Tiefe des christlichen Glaubens bedient, um andere, vornehmlich kommerzielle Zwecke zu verfolgen. In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass die immer früher einsetzende Lieferung von Weihnachtsartikeln in die Kaufhäuser die Formulierung des „Weihnachtswahnsinns“ als nachgerade milde erscheinen lässt.

Hannes Malte Mahler, Künstler aus Hannover, war in diesem Jahr bereits mit zwei anderen Aktionen im Neuen Museum Weserburg zu Gast. Während der Langen Nacht der Museen erfreute sich seine Aktion „private domain“, in der er - für die Besucher unsichtbar in einer Kabine verborgen - die ihm zugesprochenen Wünsche der Besucher in einer Zeichnung festhielt. Die Zeichnung fiel schließlich als Geschenk aus einem Schlitz der Kabine. Spektakuläres Aufsehen erregte Mahlers „Kofferbomben-Aktion“, die er zusammen mit dem Maler Degenhard Andrulat im Rahmen einer Livesendung des Nordwestradios zur Kunst der Gegenwart in unserem Hause realisierte. Auch hier verwandelte sich das erste Entsetzen der Besucher über die vermeintlich geschmacklose Veranstaltung in einen Prozess der zivilen Diskussion über eine der bedrohendsten Entwicklungen, der sich unsere westliche Kultur gegenübersieht.

Das jetzt anberaumte glitterballshooting wurde erstmals im Jahr 2000 im Rahmen des Projekts „Eine deutsche Einkaufspassage“ in Hannover realisiert. Hier wurde der geschmückte Baum von den geladenen Gästen beschossen. Die weiteren alljährlichen Aktionen fanden unter anderem in der Galerie Robert Drees in Hannover und im Haus am Lützowplatz in Berlin statt.

Mit dem glitterballshooting stellt der Künstler eine direkte Verbindung zu den Schießbuden auf Jahrmärkten her und verbindet so den weihnachtlichen „Rummel“ mit dem, was wir eigentlich unter Rummel verstehen. Hannes Malte Mahlers interaktive Arbeiten haben einen durchaus amüsanten, in jedem Falle aber kommunikativen Charakter. Der Künstler versteht seine Aktionen als offene Systeme, in denen keine verbindlichen Vorgaben zur Wahrnehmung gemacht werden. Ziel ist es, innerhalb eines installativ-skulpturalen Gebildes unter Einbindung des Publikums einen diskursiven Rahmen entstehen zu lassen, einen Raum der Fragen, der Themen unserer Zeit berührt.

Zu guter letzt noch folgende Anmerkungen zu Hannes Malte Mahler und seinem glitterballshooting:

1. Ursprünglich ist die Arbeit inspiriert vom jugendlichen Verlangen (mit etwa 12 Jahren) die Kugeln des Baumes zu beschießen – damals war aus guten Gründen kein Gewehr zur Hand.

2. Hannes Malte Mahler wurde friedliebend und liebevoll erzogen und hat den Dienst an der Waffe verweigert.

3. Hannes Malte Mahler findet Weihnachten toll und ist evangelischer Christ.

Wir wünschen unseren Besuchern am 22. Dezember ab 19 Uhr einen spannenden und unterhaltenden Abend, mit interessanten Gesprächen rund um den Tannenbaum – und im Anschluß daran – ein frohes und friedvolles Weihnachtsfest.